Intro
Ich komme aus einem Haushalt in dem es viel um da Geld herum ging, aber nicht konkret über Finanzen und Zahlen gesprochen wurde. Meine Eltern sind beide selbstständig, natürlich ging es also darum Kosten mit den Geschäftspartnern zu teilen, Rechnungen vom Tanken zu sammeln, mit dem Steuerberater zu sprechen, usw. Abgesehen vom Taschengeld waren aber wenige konkrete Zahlen im Spiel, etwa wie viel Geld man zum Leben braucht, konkret ausgegeben werden soll, wie und mit welchem Betrag welche Anlagestrategie funktioniert. Das hat mein Verhältnis zu Geld definitiv geprägt. Mir war schnell klar, dass Geld Freiheit ist, daher fing ich schon als Teenager an zu jobben und führte das bis zum Einstieg ins Berufsleben fort. Hausaufgabenbetreuung, Kellnern, Hostess sein, klassische Landmode verkaufen, … Wie mich das geprägt hat? Ich glaube bei mir hat das eine stärkere Verbindung zu Arbeit und ihrem Wert ausgelöst, als bei manchen meiner Peers. Dazu gehört in dieser Art von Jobs ganz konkret auch, sich zurückzunehmen, gerade nicht so viel zu denken, sondern zu handeln. Ich erinnere mich auch daran, dass ich die Einfachheit der Tätigkeiten von „nur einem Job“ genossen habe neben der akademischen Ausbildung. Zu der Diskussion in der „Generation Praktikum“ kann ich nicht so viel beitragen, ich wurde in allen meinen Praktika – zumindest teilweise – bezahlt und habe auch bewusst unbezahlte Alternativen ausgeschlagen. Andere sagen vielleicht Glück gehabt und branchenspezifisch. Vielleicht stimmt das. Eine gewisse Wahl hat aber jeder, das lässt sich wohl nicht bestreiten.
Meine Vision war es noch im Studium nicht zu den Vielgeldverdienern zu gehören, sondern etwas „Sinnvolles“ zu tun. Das behördliche Umfeld, das ich in diesem Bereich kennenlernte, entsprach dann aber so garnicht meiner Vorstellung von „meiner Arbeit“, die etwas bewirkt. Daher also der Weg Richtung „schnellere“ Wirtschaft und ja sogar noch „schneller“ in die Tech- und Startup-Welt. Dort war ich dann konfrontiert von krassen Unterschieden, wenn es ums Geld ging: Millionenbewertung vs. Ausbeutung von schlechtbezahlten Praktikanten und Uniabsolventen, bestbezahlte angestellte „Hired Guns“ und horrende Rechnungen für Großkanzleien und Big-4 Wirtschaftsprüfer vs. Unteres Mittelfeld bei der Bezahlung für Fachkräfte, Vertrösten auf Mitarbeiterbeteiligungen und anstehende Exits und niedriges Grundgehalt
Erst Inhouse und dann als externer Rechtsberater:in hat mich an der Tech- und Startup-Welt immer fasziniert, wie viel es um das Produkt, das sich entwickelt, geht. Produkte, die neu, disruptiv sind, Situationen und Märkte neu denken. Das war umso präsenter, weil ich neben Investoren vielfach die Gründer und Unternehmen beriet und berate. In meiner Wertewelt war das eine ganz klare Sache: Den Gründern geht es um die Sache, um „ihr“ Produkt. Das mag teilweise stimmen. Aber bei den Geldsummen, die im VC-Bereich unterwegs sind und den Typen, die dort vielfach auftauchen, ging und geht es aber – Überraschung – in erster Linie ums Geld. Als ich das für mich deutlicher erkannte, brach für mich eine Welt zusammen. Meine wertezentrierte Sichtweise in der Startup-Welt funktionierte so nicht mehr. Dann drehte ich den Zeigefinger in meine Richtung und stellte fest: Wenn du weiterkommen willst, wird es auch um Geld gehen müssen. Aber, wichtig für mich: „auch“ um Geld, nicht „nur“ um Geld.
Meine Thesen:
Geld sehen als das was es ist: Wenn wir über Finanzen oder Geld sprechen, geht es wirklich um Geld oder steht es für etwas anderes? Das kann etwa ein höheres Sicherheitsbedürfnis sein.
Erkennen wie viel Geld zur Verfügung steht: Ganz einfach, Kassensturz, Analyse, Aufschreiben
Geld gemäß eigener Treiber einsetzen: Das heißt natürlich nicht allen Lastern nachzugehen wie ein Rockstar, aber Geld genießen und für das einsetzen, was einem selbst wichtig erscheint. In eine Altersvorsorge einzuzahlen oder zu investieren kann zB leichter fallen, wenn das „grün“ passiert, gleichzeitig ein bestimmter Betrag gespendet wird, etc.
Was sagt ihr? Habt ihr damit Erfahrungen gemacht? Schreibt mir. Ich freue mich. Magda
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